Vorwort
Auf eigenen Beinen stehen
Der Schritt in die Selbstständigkeit ist bedrohlich und verheissungsvoll zugleich: warum eigentlich? Und wie können wir speziell Kinder und Jugendliche unterstützen, dabei nicht zu stolpern?
Für Individuum und in der Entwicklungshilfe ist Selbstständigkeit ein wichtiges Ziel (hier ein Mädchen mit Mama in Nepal).
Die erste eigene Wohnung, die ersten Ferien ohne die Familie, der erste Arbeitstag nach Studium oder Ausbildung: Zum Erwachsenwerden gehören viele «erste» Schritte, die uns in die Selbstständigkeit führen. Selbstständigkeit kann heissen, von zu Hause auszuziehen, eigene Entscheidungen zu treffen und Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen. Je nachdem, welche Voraussetzungen man vom Leben und von Zuhause mitbekommen hat, verläuft der Weg dorthin relativ reibungslos oder äusserst steinig.
Der Schritt in die Selbstständigkeit kann aber auch explizit das eigene berufliche Dasein betreffen. Wer hat nicht schon mal mit dem Gedanken gespielt, das Angestelltenverhältnis an den Nagel zu hängen und sich auf das Abenteuer Ich-AG einzulassen? In diesem SOS-ZOOM berichten wir von mehreren Menschen, aus der Schweiz und aus unseren Projektländern, die dieses mutige Wagnis eingegangen sind.
Doch auch Kinder und Jugendliche entwickeln mit zunehmendem Alter ein Bedürfnis nach Selbstständigkeit, oft im Zusammenhang mit ihrer Freizeit. Im kroatischen SOS-Kinderdorf in Lekenik beweisen zum Beispiel drei Brüder, wie enge geschwisterliche Bande und ein gemeinsames Hobby Selbstständigkeit fördern. Die drei lieben es, zu fotografieren und werden von ihrer SOS-Mama angespornt. «Iskra will unsere Fotos immer sofort sehen und ist unser grösster Fan. Sie mag Motive aus der Natur am liebsten», äussert sich einer der Brüder.
Einen Einblick, wo in der Schweiz noch Aufholbedarf bei der Unterstützung junger Erwachsener besteht, lieferten uns drei Mitglieder des Netzwerks Careleaver Schweiz bereits in der letzten Ausgabe des SOS-ZOOM. Passend dazu blicken wir zum Start des Jahres auf die Motivation und die Pläne der Stiftung SOS-Kinderdorf Schweiz, sich in diesem Bereich auch national stärker zu engagieren. Wir hoffen, Sie mit dieser Ausgabe zum einen an Erfahrungen in Ihrem eigenen Leben zu erinnern und Ihnen zum anderen neue Erkenntnisse aus unserer Projektarbeit zu vermitteln.
