Lesotho

Grossartige Grosseltern

Die 5-jährige Lorato und ihre Geschwister aus Quthing wachsen bei ihren Grosseltern auf. Auf der Suche nach Arbeit sahen sich ihre Eltern gezwungen, ihre Kinder zurückzulassen. Leider keine Seltenheit im von Arbeitslosigkeit geplagten Lesotho.

Die kleine Lorato und ihre Oma Mapakiso sind unzertrennlich.

Bei ihren Grosseltern wächst Lorato gut behütet auf.

Mapakiso, 65 und ihr Mann Seephephe, 66, leben in einem traditionellen Lehmhaus ausserhalb der Kleinstadt Quthing. Nach Jahren der Zweisamkeit nahmen sie 2017 ihre drei Enkelkinder, darunter die heute fünf Jahre alte Lorato auf. Wie es leider noch viel zu oft in Lesotho vorkommt, wurden die Kinder von ihren Müttern zurückgelassen. «Meine beiden Töchter hatten das Gefühl, nicht für ihre Kinder sorgen zu können. Sie haben sich dann gemeinsam auf den Weg nach Südafrika gemacht, in der Hoffnung, dort Arbeit zu finden. In den mittlerweile mehr als drei Jahren haben wir seither nichts mehr von ihnen gehört», erzählt Makapiso, deren positive, lebensbejahende Art selbst bei diesen schmerzhaften Erinnerungen alles überstrahlt.

Für das Ehepaar war es selbstverständlich, den Kindern ein
neues Zuhause zu geben und die Rolle der Eltern so gut wie
möglich zu ersetzen. Neben Geborgenheit und Sicherheit
liegt Mapakiso und ihrem Mann viel daran, ihren Enkelkindern Werte zu vermitteln.
Werte, die ihnen später einmal nützlich sein sollen. «Erst die Pflicht, dann der Spass ist mein Motto. Ein gesundes Verantwortungsgefühl ist etwas Schönes. Ich lese ihnen viel vor, halte sie an, neugierig zu sein. Ausserdem liebe ich es zu kochen. Sobald ich meine Lieblingsspeisen zubereite, sind sie kaum aus der Küche zu halten und folgen jedem Schritt. Wenn sie die Rezepte irgendwann nachmachen, denken sie hoffentlich an mich.»

Grosi und Grossätti

In der Schweiz sind Kinder etwas häufiger, jedoch für weniger Stunden pro Woche in der Kita oder anderen Betreuungsprogrammen als im europäischen Durchschnitt. Hingegen werden sie viel häufiger von Privatpersonen betreut, im Allgemeinen von den Grosseltern oder von unabhängigen Tagesmüttern. 40 Prozent der
Kinder sind mindestens einmal wöchentlich bei ihren Grosseltern. Ein klares Zeichen für die prägende Rolle, welche diese Generation im Leben ihrer Enkel spielt, und für die starke Bindung, die dadurch entsteht.
Quelle: BfS: Familien in der Schweiz, 2017

«Oma und Opa kümmern sich um uns und passen auf uns auf. Das soll immer so bleiben», erzählt Lorato mit einem schüchternen Lächeln. Auch ihre zwei Jahre ältere Schwester Precious ist sehr glücklich bei Oma und Opa. Sie folgt Mapakiso auf Schritt und Tritt. «Es ist schön, hier zu wohnen. Morgens bin ich dabei, wenn Oma sich um die Küken kümmert und Mais röstet», so Precious. Lorato hat die kleinen Hühner so ins Herz geschlossen, dass sie sie manchmal selbst versorgt. Mapakiso erinnert sich lachend: «Ich war ganz überrascht, als ich Lorato das erste Mal beim Füttern der Küken ertappte.» 

Das Aufziehen der drei Kinder hätten die Grosseltern so nicht stemmen können. SOS-Kinderdorf nahm Mapakiso deshalb 2017 in das Familienstärkungsprogramm in Quthing auf, durch das sie die Grundlagen für die Haltung und Vermarktung kleiner Masthühner erlernte. In den vergangenen drei Jahren hat sie sich zu einer unabhängigen Geschäftsfrau entwickelt und schafft Arbeitsplätze für andere Familien. Entscheidend für sie ist jedoch, dass sie ihren Enkelkindern ein besseres Leben ermöglichen kann, das von Sicherheit, Vertrauen und Fürsorge geprägt ist. «Worte reichen nicht aus, um meine Dankbarkeit auszudrücken, die ich für SOS-Kinderdorf und dessen Unterstützer empfinde», betont sie, während im Hintergrund Lorato einem Küken hinterherjagt.