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​Wie machen wir Kinder selbstbewusst?

Selbstbewusstsein ist nicht angeboren. Ohne die Unterstützung durch Bezugspersonen und die Anleitung von Vorbildern denkt kein Kind «Wow, bin ich toll» oder «Das kann ich richtig gut». Aber wie fördert man Selbstbewusstsein?

Selbstbewusst posiert diese Gruppe von Kindern vor dem SOS-Kinderdorf in Bogotá, Kolumbien. © Giti Carli Moen

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Mut macht munter

Kinder sind nicht aus Glas und sie gehören auch nicht in Watte verpackt. Wer als Kind von jeglicher Kletterpartie auf den nächsten Baum oder dem Ausprobieren neuer Hobbies abgehalten wird, stürzt sich auch später nicht souverän auf neue Aufgaben. Bestärken Sie Neugierde, antworten Sie auch auf schier endlose Fragen geduldig und erlauben Sie auch mal ein Abenteuer.

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Viel lachen, niemals spotten

Gemeinsam zu lachen ist nicht nur gesund, sondern fördert auch den Sinn für Humor und die Möglichkeit, auf diese Weise positive Bande zu anderen Kindern zu knüpfen. Die Betonung liegt auf dem «mit»-lachen – Kinder sollten nie  ausgelacht werden. Das führt zu Scham, Zweifeln und kratzt auf Dauer stark am Selbstwertgefühl.

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Bestätigung bleibt in Erinnerung

Komplimente sind Nahrung, mit der ein gesundes Selbstbewusstsein erst wirklich wachsen kann. Schöne Worte allein reichen aber nicht – auf den Inhalt kommt es an. Das Lob sollte ehrlich und von Herzen kommen. Ausserdem ist es elementar, nicht nur konkrete Erfolge zu belohnen. Auch der misslungene Versuch, Ausdauer und mitfühlende Gesten verdienen Aufmerksamkeit. So lernen Kinder, dass sie um ihrer selbst willen, und nicht nur für das Ergebnis gelobt werden. Ähnlich verhält es sich mit Kritik: Sie ist nicht tabu, jedoch in sparsamen Portionen gesünder und sollte immer nur das Verhalten betreffen, nicht das Kind als Person. Hingegen ein eindeutiges Tabu: Vergleiche mit anderen Kindern.

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Selbst ist das Kind

Unabhängigkeit und Selbstbewusstsein sind nicht dasselbe, hängen aber eng zusammen. So sehr auch der Beschützerinstinkt einsetzt, so wichtig ist es, Kinder auch einfach mal machen zu lassen. Bewährt hat sich der Massstab «Was ein Kind ohne Hilfe schafft, sollte es auch machen.» Das können auch ruhig mal mehrere Versuche sein. Erst wenn Kinder in solchen Fällen explizit Hilfe einfordern, ist Unterstützung angebracht. Angst ist dabei eine natürliche Reaktion. Auch hier gilt: Auf die Angst eingehen, statt diese einfach abzutun. Erzählen Sie ruhig offen von eigenen Ängsten und wie Sie mit diesen umgehen.

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Konflikte zulassen statt vermeiden

Selbstbewusst zu sein ist Grundvoraussetzung, um die eigenen Rechte einzufordern, seine Meinung zu äussern und – ganz wichtig – einfach mal «Nein» zu sagen. Dazu gehört, Konflikte auszuhalten und offen auszusprechen. Kindern gegenüber immer nachzugeben oder das, was sie sagen, zu ignorieren, lässt die Fähigkeit, zu streiten und zu reflektieren, verkümmern. Fördern Sie eine gesunde Streitkultur, denn das hat positive Folgen: zum Beispiel, dass das Kind weiss, dass man sich auch nach einer Meinungsverschiedenheit noch genauso liebhat.

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