Och ist auf dem Spielfeld mit seinen Freunden völlig unbeschwert.

Och, Mongolei

Die Menschen im SOS-Kinderdorf Ulan Bator, der Hauptstadt der Mongolei, die Och kennen, können sich ihn ohne Basketball kaum noch vorstellen. Als er vor fünf Jahren als neustes Familienmitglied im Dorf aufgenommen wurde, war er ein schüchterner, zurückhaltender Junge. Angesichts seiner traumatischen Vergangenheit ist es umso eindrucksvoller, ihn heute als selbstbewussten Spieler zu beobachten, der auf dem Spielfeld brilliert.

Ochs leibliche Mutter ist drogensüchtig und verliess ihn, als er erst zwei Monate alt war. Auch sein Vater zeigte keinerlei Interesse an ihm, sodass er in der Obhut seiner Grosseltern landete. Die beiden hatten ihren Enkel zwar sehr lieb, waren aber auch sehr alt, verfügten nur über geringe Ersparnisse und lebten in ärmlichsten Verhältnissen. Sie starben kurz nacheinander, als Och gerade neun Jahre alt war. Wieder stand der Junge ohne Bezugsperson und ohne ein vertrautes Umfeld da. 

Nach einer erfolglosen Suche weiterer Verwandter und seiner Mutter wurde Och im SOS-Kinderdorf Ulan Bator aufgenommen. Die pädagogischen Mitarbeitenden erstellten einen Entwicklungsplan für den verunsicherten Jungen und lernten in vielen Gesprächen und Beobachtungen mehr über seine Interessen und Begabungen. Dank seiner freundlichen Persönlichkeit kam Och sehr schnell in seinem neuen Umfeld zurecht. Die Liebe und Aufmerksamkeit seiner SOS-Mutter und seiner SOS-Geschwister saugte er geradezu auf. Seine bewegte Vergangenheit und die vielen Enttäuschungen hatten
sein Grundvertrauen nicht erschüttert. Heute ist Och selbstbewusst, tatkräftig und ein fürsorglicher junger Mann. Wie die meisten der Jungen im Dorf verbringt er seine Freizeit am liebsten auf dem Basketballplatz. Seine SOS-Mutter bemerkte seine Begeisterung für Basketball schnell und schenkte ihm zu seinem zehnten Geburtstag seine ersten Turnschuhe. «Das war einer der schönsten Tage meines Lebens. Sie hat mich dann auch ermutigt, beim Training mitzumachen.»  Seine Fähigkeiten haben sich seitdem rasant verbessert. Mit der Basketballmannschaft der weiterführenden Schule hat er schon viele Turniere gewonnen. Zuletzt wurde er als «wertvoller Spieler » ausgezeichnet.

Die massive Unterernährung von Anna wurde gerade noch rechtzeitig erkannt.

Anna, Nepal

Die sechsjährige Anna wohnt mit ihren vier Geschwistern und Eltern in der Grossstadt Itahari in Nepal und besucht dort den Kindergarten. Ihr Vater arbeitet als Tagelöhner, während ihre Mutter sich um den Haushalt kümmert. Konflikte standen in ihrem Zuhause bis vor einem halben Jahr an der Tagesordnung. Ihre Eltern tranken regelmässig Alkohol, was oft laute Auseinandersetzungen nach sich zog. Bei den immer gleichen Streitigkeiten ging das Wichtigste vergessen. «Alkohol haben sie von fast jedem Einkauf mitgebracht, Reis und Gemüse für uns hat dafür meistens gefehlt», erzählt Anna. Sowohl Anna als auch ihre Geschwister sind sehr dünn. Die Sechsjährige konnte darüber hinaus lange nicht laufen, weil sie zu schwach war und eine Wunde am Bein hatte, die einfach nicht verheilen wollte. Schon für den täglichen Bedarf fehlte oft das Geld, für den Arzt- oder Krankenhausbesucht erst recht.

Mitarbeitende des SOS-Kinderdorfs Itahari wurden zum Glück auf den Zustand der Kinder aufmerksam und sorgten dafür, dass sie in eine nahegelegene Praxis gebracht wurden. Der Arzt stellte bei allen Kindern eine akute Mangelernährung fest. Insbesondere Annas Körpergewicht war äusserst kritisch, sodass sie an das Nutrition Rehabilitation Hospital (ein Krankenhaus, das in den Bereichen Ernährung und Gewicht spezialisiert ist) in Biratnagar überwiesen wurde. Ein halbes Jahr lang dauerte Annas sorgsame und vorsichtige Behandlung dort. Sie wurde mit nahrhaftem Essen versorgt und der verantwortliche Arzt erstellte einen Plan für ein gesundes Wachstum. Darüber hinaus erhielten ihre Eltern von SOS-Kinderdorf Aufklärung zu den Grundlagen von Hygiene und Ernährung sowie einen Entzugskurs, um ihren Alkoholkonsum in den Griff zu bekommen.

Entlastung statt Belastung
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