Peru

«Eine Bande fürs Leben

Verlieren sie ihre Eltern oder müssen sie aus der Familie herausgenommen werden, sind Geschwister einander eine riesige Stütze – so auch Pepe (10), Carlos (5) und Juana (4) aus Peru. Oft gesellt sich zu dieser ersten Trennung aber eine zweite hinzu: Geschwister werden im Rahmen von alternativer Betreuung immer noch zu häufig voneinander getrennt. In der Programmarbeit von SOS-Kinderdorf hat der Zusammenhalt von Geschwistern daher oberste Priorität.


Pepe, Carlos und Juana kamen an einem warmen Februartag 2018 im peruanischen SOS-Kinderdorf Huancayo an. Die Eltern der Geschwister waren nicht in der Lage, ihnen eine angemessene Betreuung und ein sicheres Umfeld zu bieten. Und so wartete an diesem Tag bereits die SOS-Mama Yesenia mit ihren fünf im Dorf lebenden Kindern am Eingang, um Pepe, Carlos und Juana in Empfang zu nehmen. Die Eingewöhnung fiel den dreien verständlicherweise schwer. Yesenia hatte ihnen zwar ein leckeres Begrüssungsmahl gekocht, und die Kinder hatten Willkommensbilder gemalt, aber die Geschwister waren noch zu überwältigt von den neuen Eindrücken und verwundert, warum sie nicht bei ihren Eltern bleiben konnten. «Vielen Neuankömmlingen hier fällt es anfangs nicht leicht, zu verstehen, warum sie von ihrer Familie getrennt wurden», erklärt Yesenia, die seit 15 Jahren als SOS-Mama arbeitet und in dieser Zeit insgesamt 22 Kinder betreut und begleitet hat. «Deshalb veranstalten wir immer ein kleines Willkommensfest, um den Kindern von Anfang an ein gutes Gefühl zu vermitteln. Wir zeigen ihnen dann ihr neues Zuhause, ihre Zimmer, ihre Spielsachen und tun alles, damit sie sich wohlfühlen.»

Die beiden Jüngsten fassten schnell Vertrauen zu Yesenia, Pepe hingegen war zögerlicher und versteckte sich häufig. Den Grund fand die patente SOS-Mama schnell heraus. Pablo, eines der älteren Kinder im SOS-Kinderdorf, hatte Pepe gesagt, er gehöre nicht zur Familie, woraufhin dieser sich natürlich unwohl fühlte. «Ich musste mit beiden reden. Zuerst habe ich Pablo erklärt, dass es falsch war, so etwas zu sagen, und ihn dazu gebracht, sich zu entschuldigen. Dann musste ich dafür sorgen, dass Pepe sich wirklich wie zu Hause fühlt», erinnert sich Yesenia. Nach einiger Zeit hingebungsvoller Liebe und Aufmerksamkeit hatte Yesenia ihr Ziel erreicht. Pepe erinnert sich: «Ich habe sie gefragt, ob ich sie Ita nennen darf. Das klingt netter.» Ita ist die Kurzform für Mamita, und heisst Mama. Wenn sie heute zu Hause Spiele planen, ist Pepe immer der erste Freiwillige. Er liebt Herausforderungen und spielt gerne mit seinen SOS-Geschwistern. Er ist fröhlich und hat ein wunderbares, brüderliches Verhältnis zu Pablo und allen Kindern im SOS-Kinderdorf.

Pepe besucht derzeit die vierte Klasse und nimmt wegen der Pandemie an Online-Kursen teil. «Am meisten vermisse ich derzeit meine Freunde und mit ihnen Fussball zu spielen.» Zum Glück findet Yesenia immer kreative Wege, um die Kinder zu beschäftigen, und das hat die Beziehung der Kinder zueinander gestärkt. «Jeder Junge und jedes Mädchen hinterlässt Spuren des Glücks in meinem Herzen», sagt Yesenia. «Für mich ist es ein wahrer Segen, Mädchen und
Jungen helfen zu können, die nicht bei ihren leiblichen Familien sein können.»

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