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Was ist resultatbasiertes Management?

Sara Ferraro hat als Verantwortliche Reporting im Programmteam und als Fundraiserin für Stiftungen zwei Hüte bei SOS-Kinderdorf auf. Im Interview erläutert sie für uns, was «resultatbasiertes Management» bedeutet.

Was bedeutet «resultatbasiertes Management» im Kontext eines Hilfswerks wie SOS-Kinderdorf?
Mit unseren Familienstärkungsprogrammen möchten wir bewirken, dass alle Kinder in einem liebevollen Zuhause aufwachsen und ihre Talente entfalten können. Wenn wir ein solches Programm aufgleisen, legen wir
zuerst Teilziele fest. Danach planen wir konkrete Massnahmen, wie etwa Elternbildungskurse, um diese Teilziele zu erreichen. Anschliessend prüfen wir, ob unsere Massnahmen die gewünschte Wirkung erzielen.
Was sind die Vorteile des resultatbasierten Managements?
Wir wissen nicht nur, ob ein Elternbildungskurs stattgefunden hat, sondern auch, ob die Kinder jetzt nicht mehr geschlagen werden und ob sie genug Zeit zum Spielen und Lernen haben. Das heisst, wir können die Wirkung unseres Engagements messen.
Wie können wir uns dessen Anwendung in der Praxis vorstellen?
Bevor ein Programm startet, analysiert SOS-Kinderdorf, welchen Risiken Kinder in einer Region ausgesetzt sind. Danach überlegen wir, mit wem wir vor Ort zusammenarbeiten können, um die Situation der Kinder zu verbessern. Dazu gehören etwa Behörden, gemeinnützige Vereine oder Selbsthilfegruppen. Mit diesen führen wir Gespräche, in denen wir unsere Arbeitsweise erläutern, und gemeinsam Ziele definieren. Wenn wir merken, dass wir ein Ziel nicht erreichen, versuchen wir herauszufinden, woran es liegt, und passen das Programm an. Ein Beispiel: Wir stellen fest, dass mehr Mädchen als Buben die Schule abbrechen. Eine Analyse zeigt, dass viele Eltern nur ihre Söhne in den Stützunterricht schicken, weil dieser etwas kostet. Deshalb bieten wir den Unterricht für Mädchen vorübergehend kostenlos an. Daneben klären wir die Eltern darüber auf, warum es sich lohnt, in die Schulbildung von Mädchen zu investieren.
Hat SOS-Kinderdorf bereits Erkenntnisse – auch für zukünftige Projekte – gewinnen können?
Wir wissen nun, wie wichtig die klare Kommunikation von Erwartungen und das regelmässige Prüfen von Fortschritten sind. In Niger etwa haben viele Familien keinen Zugang zu sauberem Wasser. SOS-Kinderdorf finanzierte deshalb den Bau von vier Brunnen. Dort können Quartierbewohner:innen zu bezahlbaren Preisen Trinkwasser kaufen. Zudem wird ein Teil des Erlöses für Kinderschutz-Projekte eingesetzt. Eine Evaluation hat jedoch gezeigt, dass drei der Brunnen bald nicht mehr funktionierten, weil die Brunnenkomitees die Wartung vernachlässigt hatten. Ein Grund dafür war, dass einzelne Komiteemitglieder unrealistische Erwartungen hatten, was ihre Gewinnbeteiligung betraf. SOS-Kinderdorf suchte daraufhin mit allen Beteiligten nach Lösungen. Heute funktionieren die Brunnen einwandfrei.

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