Unser Fokusland Äthiopien

Jeder Schnitt ist ein Schnitt zu viel

Weltweit sind mindestens 200 Millionen Mädchen und Frauen beschnitten, und noch immer müssen jedes Jahr zwei Millionen Mädchen eine Beschneidung über sich ergehen lassen. SOS-Kinderdorf setzt auf Aufklärung, um dies zu ändern.

Die grausame Tradition der weiblichen Genitalverstümmelung, kurz FGM (Female Genital Mutilation), hält sich hartnäckig. Allein in Äthiopien leben 25 Millionen Mädchen und Frauen, die FGM erfahren haben, mehr als die Hälfte von ihnen in den Regionen Oromia und Amhara. Wichtige Fortschritte unserer präventiven Arbeit – in Kelafo reduzierte sich in den letzten drei Jahren der Anteil Betroffener von 97 auf 49 Prozent – wurden allerdings durch die Corona-Pandemie und die anhaltende Dürre empfindlich gestört. Der Lockdown führte zur Unterbrechung von Sensibilisierungskursen, und die Ernährungsnot zwingt Betroffene zur Flucht in Regionen, in denen FGM als Ritual noch fest etabliert ist.

Die weibliche Genitalverstümmelung ist ein sehr gefährlicher und schmerzhafter Eingriff, der oft unter heiklen Bedingungen durchgeführt wird. Die Mädchen stehen meist nicht unter Narkose: ein traumatisches Erlebnis mit gravierenden Konsequenzen. Frauen kämpfen ein Leben lang mit den Folgen der Genitalverstümmelung, denn der Eingriff verursacht schwere seelische und körperliche Schäden und kann nicht rückgängig gemacht werden. Er nimmt den Mädchen das Recht auf körperliche Unversehrtheit, Gesundheit, Selbstbestimmtheit und Freiheit. 

Das Programm von SOS-Kinderdorf zur Beendigung von FGM trägt zur
nationalen Verpflichtung Äthiopiens bei, Kinderheirat und FGM bis 2025 zu beenden.
Das Programm wird vom Ministerium für Frauen, Kinder und Jugend sowie von der Nationalen Allianz zur Beendigung von FGM und Kinderheirat geleitet. Aufbauend auf der Verfassung des Landes und einem starken rechtlichen Rahmen zur Förderung und zum Schutz der Rechte von Mädchen und Frauen wurde ein nationaler Plan zur Beendigung von Kinderheirat und weiblicher Genitalverstümmelung entwickelt. SOS-Kinderdorf fokussiert sich in der Programmarbeit auf die Prävention und die Reduzierung von FGM-Praktiken in den Regionen, in denen die Stiftung arbeitet. Erika Dittli, Leiterin Programme bei SOS-Kinderdorf, erklärt dazu: «Zahlreiche Krisen haben unsere Fortschritte im Bereich FGM gebremst. Umso mehr gilt es, unsere Aufklärung und Prävention aufrechtzuerhalten und auszubauen, um Mädchen und jungen Frauen dieses schmerzhafte und traumatisierende Schicksal zu ersparen.»


1

Sensibilisierung der Gemeinschaft für
die Auswirkungen von FGM

3

Einrichtung von Kinderschutz- und FGM-Schutzkomitees in den SOS-Programmregionen und Organisation von Plattformen und Diskussionsforen zur Prävention und Kontrolle von FGM

2

Befähigung von heranwachsenden Mädchen, ihre Entscheidungen auszudrücken und durchzusetzen

4

Schulungen zur Prävention von FGM-Praktiken
für traditionelle Geburtshelferinnen, Mutter-zu-
Mutter-Selbsthilfegruppen

Stabilität wirkt heilend