Traumata

Mentale Fesseln lösen

Für eine gesunde Entwicklung brauchen Kinder Liebe, Fürsorge und Vertrauen. Bleibt dies aus oder wird das so wichtige Vertrauen durch Missbrauch oder Vernachlässigung erschüttert, drohen Traumata mit lebenslangen Konsequenzen.

Kinder in Syrien wurden unter anderem durch Zeichentherapie im Rahmen der Traumaverarbeitung unterstützt.

Zwei Jahre zerstörte der Bürgerkrieg in Äthiopien Leben, wichtige Infrastruktur und riss Familien auseinander. Besonders in der nordöstlichen Tigray-Region sind die Folgen verheerend. Der bewaffnete Konflikt hat in der Zivilbevölkerung mehrere Hunderttausende Tote gefordert, hinzu kommen unzählige Verletzte und Vertriebene. Für SOS-Kinderdorf Schweiz war es zwischenzeitlich immer mal wieder möglich, Kontakt mit unseren Begünstigten und Mitarbeitenden in Adwa und der umliegenden Region aufzunehmen. Eine regelmässige und langfristige Unterstützung ist jedoch noch nicht gegeben. Aus den Besuchen, die vor Ort möglich waren, wird eines jedoch deutlich: Kinder und Eltern haben in diesen Monaten traumatische Erfahrungen gesammelt. Um diese zu verarbeiten, braucht es mehr als nur finanzielle Unterstützung. Umso wichtiger ist: Tigray und Äthiopien dürfen nicht vergessen gehen. Wie wichtig diese Botschaft ist, verdeutlicht die Geschichte der siebenjährigen Hannah aus Äthiopien, die ihre Eltern im Zuge des Bürgerkriegs verloren hat.  Zudem sprechen wir mit der Psychotherapeutin Sandra Rumpel darüber, was Traumata eigentlich sind, wie diese entstehen und Kinder und Jugendliche bei der Verarbeitung unterstützt werden können. Sie erklärt: «Trost und stabile, vertrauensvolle Bezugspersonen sind jedoch für eine gesunde Verarbeitung unverzichtbar.» 

Eine Studie der Weltgesundheitsorganisation belegt, wie bedeutend dieses Thema derzeit ist und dass es uns lange Zeit und in vielen Bereichen begleiten wird. Die Hauptrolle in diesem ganz realen Drama spielt einmal mehr die Corona-Pandemie. Bezugspersonen zu verlieren, Vernachlässigung und indirekte Auswirkungen der Pandemie haben die mentale Gesundheit zahlreicher Menschen gravierend beeinträchtigt. Allein im ersten Jahr der Pandemie hat der Studie zufolge die Verbreitung von Angstzuständen und Depressionen um 25 Prozent zugenommen. Besonders häufig betroffen: Frauen und Kinder. Unser Anliegen ist deshalb mehr denn je, Familien und speziell Kindern weltweit Traumata zu ersparen oder sie kompetent und langfristig bei der Verarbeitung zu unterstützen. Denn wo Traumata die mentale Gesundheit schädigen und die eigene Vorstellung blockieren, ist kein Platz für Träume. Träume, die Kinder einen hoffnungsvollen Blick in die Zukunft werfen lassen anstelle von Traumata, die Betroffene immer wieder mit ihren traurigen Erfahrungen der Vergangenheit konfrontieren. Passend dazu lesen Sie in diesem SOS-ZOOM deshalb auch Beispiele davon, was Kinder sich von ihrer Zukunft wünschen und welche Träume sie für ihr Leben hegen. Wir wünschen Ihnen eine spannende und anregende Lektüre und danken Ihnen für das Interesse an unserer Arbeit.

Heilung für Körper und Geist