Griechenland

Lernen für ein besseres Morgen

Ferhard und seine Mutter flohen aus ihrer Heimat im Irak und erreichten Griechenland Ende 2018. Der 12-Jährige musste, wie viele andere Kinder und Jugendliche auf der Flucht, seine Bildung unterbrechen und stand in einem fremden Land gleich vor mehreren Herausforderungen. SOS-Kinderdorf unterstützt geflohene Minderjährige und ihre Familien.

Bilder: Ferhard liest sehr gerne und hat auch schon viel im Umgang mit Laptops gelernt. © Giorgos Moutafis

Der heute 12-jährige Ferhard, was in seiner Sprache «Tapferkeit» bedeutet, flüchtete gemeinsam mit seiner Mutter aus dem Irak nach Griechenland. Eine lange, beschwerliche Flucht, während der an so etwas Alltägliches wie Schule nicht zu denken war. «Ich weiss nicht, ob ich wirklich mutig bin. Aber ich musste schon viele Herausforderungen bewältigen. Mein Vater starb, als ich noch sehr jung war, und auf der Flucht waren meine Mama und ich auf uns gestellt.» 

Als Ferhard begann, das SOS-Zentrum zu besuchen, konnte er kaum ein Wort Griechisch und schämte sich. «Meine Lehrerinnen waren aber sehr höflich und halfen mir vom ersten Tag an beim Lernen. Ich habe keine Stunde verpasst und sogar am Wochenende um Unterricht gebeten, weil ich es nicht erwarten konnte, meine Freunde wiederzusehen und mehr zu lernen. Ich besuche das Zentrum nun schon seit über zwei Jahren und kann gar nicht zählen, wie viele Freunde ich gefunden und wie viel ich gelernt habe.»

Ferhard findet, dass Griechisch eine einfache Sprache ist, wenn man sie liebt. Er ist nicht besonders stark in Mathematik, stürzt sich aber begeistert auf Griechisch-, Englisch- und Deutschaufgaben. Ausserdem mag er den Informatikunterricht und hat Spass an Kunst- und Handwerksprojekten. «Die Unterstützung durch meine Lehrerinnen ging auch über das Schulische hinaus. Sie waren für mich da, als meine Grossmutter starb und als meine Mama gesundheitliche Probleme hatte. Mein grösster Traum ist es, selbst Lehrer zu werden und anderen Kindern zu helfen, zu lernen und an sich selbst zu glauben. Meine Vorbilder sind meine Erzieherinnen im SOS-Bildungszentrum, denn sie waren diejenigen, die an mich geglaubt, mich unterstützt und mir geholfen haben, wieder zu träumen.» Ferhard teilt diese Erfahrung mit vielen anderen minderjährigen Geflüchteten, die ohne Begleitung oder mit ihrer Familie in Griechenland gelandet sind: in der Hoffnung auf ein primär sicheres und langfristig besseres Leben. Vielen von ihnen fehlte bisher der Zugang zu Bildung oder sie wurden nicht entsprechend ihrem Bildungsstand, sondern ihrem Alter gemäss in die Schule integriert – beides Ansätze, die sich zu ihrem Nachteil auswirken. SOS-Kinderdorf hat diese Kinder und Jugendlichen in Griechenland mit Massnahmen in den Bereichen Bildung und Betreuung unterstützt.

SOS-Kinderdorf: Unsere Massnahmen vor Ort

1

Regulärer und Nachhilfeunterricht für begleitete und unbegleitete Minderjährige, entsprechend ihren Interessen, ihrem Alter und ihrem Bildungsstand

​​​​2

Freizeitaktivitäten, die die Integration in das lokale Leben stärken

3

Workshops für geflüchtete Mädchen und Frauen gemeinsam mit lokalen Einwohnerinnen

4

Psychosoziale Beratung, um traumatische Erfahrungen zu verarbeiten

5

Verteilung von Stiften, Übungsbüchern und Material fürs digitale Lernen während des Lockdowns

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