Ghana

Die Inspiration einer Mutter

Seit knapp acht Jahren ist die heute 33-jährige Mandy Ndoro Lehrerin am Hermann Gmeiner International College von SOS-Kinderdorf in Ghana. Als Leiterin der Informatikabteilung ist sie ein Vorbild für Schülerinnen, die in einem weitgehend von Männern dominierten Bereich erfolgreich sein wollen. Im Interview spricht sie über ihre Kindheit, ihre Liebe zur Technik und wie das Aufwachsen in einer SOS-Familie in Simbabwe ihr grösstes Potenzial geweckt hat.

Mandy Ndoro präsentiert ein Experiment in einem Seminarraum am SOS-Hermann Gmeiner International College in Ghana.

Wann und warum haben Sie sich dem SOS-Kinderdorf in Simbabwe angeschlossen?
Ich bin die Jüngste von vier Geschwistern. Meine Mutter starb kurz nach meiner Geburt. Mein Vater verlor sein Leben nur ein Jahr später bei einem Autounfall während der Arbeit. Bis ich acht Jahre alt war, wuchs ich in einem Kinderheim in Harare, der Hauptstadt Simbabwes, auf und wurde dann in die Obhut eines SOS-Kinderdorfs in Simbabwe gegeben.

Wie haben Sie die Aufnahme und die Kindheit in der SOS-Familie erlebt?
Es war eine prägende Erfahrung: Bis zu meinem Umzug war meine erste Sprache Englisch, und als ich zu SOS wechselte, sprachen die meisten Leute Shona (eine in Simbabwe weitverbreitete Bantusprache. Ihr modernes Alphabet enthält 36 Buchstaben. «Danke» auf Shona heisst beispielsweise «ndatenda»). Das musste ich nun lernen. Ich musste mich auch daran gewöhnen, dass ich in einem Haus mit meinen leiblichen Geschwistern und mit anderen Menschen lebte, die dann meine Geschwister wurden – das war anfangs ein bisschen schwierig. Rückblickend war der Wechsel zu SOS-Kinderdorf eines der besten Dinge, die mir je passiert sind. Das Aufwachsen in einer SOS-Familie hat mich auf eine Welt vorbereitet, die sich ständig verändert. Ich weiss meine Erziehung zu schätzen, denn sie hat viel zu den Erfolgen in meinem Leben beigetragen. Dafür bin ich dankbar.

Was war Ihr Antrieb, das SOSHermann Gmeiner International College zu besuchen?
Ich galt früh als kluge, aber sehr verspielte Schülerin. In der siebten Klasse wurde mir klar, dass ich etwas in mir hatte, das ich weiterentwickeln konnte. Zwei meiner Geschwister gehörten zu den ersten Schüler:innen aus Simbabwe, die auf das SOS-Hermann Gmeiner International College
kamen. Als ich gesehen habe, was sie dort alles lernten und wie sie sich veränderten, wollte ich auch dorthin. Zudem sagte meine SOS-Mutter mir immer: «Du musst deinen eigenen Weg gehen.» Das ist eines der Dinge, an die ich mich immer erinnere, dass ich mir meinen eigenen Erfolg erarbeiten muss. Den Rat habe ich mit nach Ghana genommen. 

An welche Herausforderungen, die Sie bei Ihrem Eintritt in die Schule hatten, können Sie sich erinnern?
Die Eingewöhnung in all ihren Formen: das Essen, die verschiedenen Kulturen und die Begegnung mit vielen anderen Kindern, die auch äusserst intelligent sind. Die meisten Schüler:innen kommen aus einem Umfeld, in dem sie die Klassenbesten waren und müssen sich mit ebenso intelligenten Kindern messen. Die Schule wurde gegründet, um die begabtesten Kinder aus SOS-Familien in ganz Afrika zusammenzubringen, um gemeinsam zu lernen und Kontakte zu knüpfen, ganz nach dem Motto: Wissen im Dienste Afrikas.

Wussten Sie schon immer, was Sie werden wollen?
Eine Sache, die ich schon immer geliebt habe, waren Computer und Technologie. Wir hatten bereits im SOS-Kinderdorf in Simbabwe ein kleines Computerlabor. Bei der Nutzung haben uns Freiwillige aus Grossbritannien unterstützt. Sie waren immer verfügbar und brachten mir nützliche Kniffe bei. Meine Liebe zu Computern und Technologie setzt sich bis heute fort.

Eine Herzensangelegenheit