Migration

Von der Suche nach Sicherheit

Jedes Jahr machen sich Erwachsene, Familien und leider auch Kinder allein auf den beschwerlichen Weg in andere Länder: teils über Hunderte, gar Tausende Kilometer hinweg. Erreichen sie irgendwann das Ziel, ist ihr Wunsch, anzukommen, aber noch lange nicht erfüllt.

Das Bild zeigt einen geflüchteten Rohingya-Jungen, der in Bangladesch ein neues Zuhause gefunden hat.

Migration, also die Veränderung des Lebensmittelpunktes, ist so alt wie die Menschheitsgeschichte. Und das Thema hat nichts an Relevanz verloren. Ganz im Gegenteil: In einer globalisierten Welt ist der Umzug aus beruflichen oder privaten Gründen über Landesgrenzen hinaus keine Ausnahme mehr. Viel stärker beeinflusst wird das Phänomen aber von Armut, Hunger und Krisen wie Naturkatastrophen oder kriegerischen Auseinandersetzungen. Werden die Zustände in der Heimat unerträglich, machen sich Menschen auf die beschwerliche Flucht in eine ungewisse, aber hoffentlich bessere Zukunft. Eine tragische Konsequenz daraus: Während der Entscheid zur Migration von Erwachsenen getroffen wird, trifft er zwingend auch häufig Kinder. Entweder, weil sie allein in ihrem Heimatland zurückbleiben, oder weil sie ihre Eltern oder Familie aus der Not heraus begleiten. Auch in den Projektländern von SOS-Kinderdorf ist das Thema akut. Wie viele andere Länder Mittelamerikas dient beispielsweise Nicaragua zahllosen geflüchteten Menschen aus Südamerika als Zwischenstation Richtung USA, zusätzlich zu den Einheimischen, die sich jährlich für die Flucht gen Norden entscheiden. Viele von diesen Geflüchteten stranden am Ende in Mexiko, so wie die Familie der beiden Schwestern Eva und Nicola auf unserem Titelbild – ohne Identität, ohne Perspektive. Für Kinder und Familien in dieser Situation setzt SOS-Kinderdorf sich ein. 

In Afrika hat sich der Niger zu einer wichtigen Ausgangs- und Zwischenstation von Migrantinnen und Migranten entwickelt. Häufig handelt es sich um Mütter, die gemeinsam mit ihren Kindern nach Nordafrika möchten und gezwungen sind, nicht nur selbst zu arbeiten, sondern auf dem harten Weg auch ihre Kinder arbeiten zu lassen. Dort gilt es, die Gründe für die Flucht zu verstehen, die Frauen zu unterstützen und den Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Was allerdings auch gesagt werden muss: Viel zu selten betrachten wir die positiven Seiten von Migration und die daraus entstehende Bereicherung. Während die meisten von uns Ursachen für und Herausforderungen der Migration im Schlaf herunterbeten können, gehen Potenzial und Chancen unter oder werden nur am Rande genannt. Schliesslich tragen Migrantinnen und Migranten mit ihrem Wissen, ihren Kontakten und Fähigkeiten dazu bei, ihr neues Lebensumfeld zu bereichern und zu stärken. Deshalb gilt es für SOS-Kinderdorf, an zwei Fronten zu arbeiten: einerseits die Not in den Herkunftsländern zu lindern und für weniger Ungleichheiten zu sorgen; anderseits geflüchtete Kinder und ihre Familien in ihrer neuen Heimat zu unterstützen und ihnen dort ein unabhängiges Leben mit fairen Chancen zu ermöglichen.