Kosovo

Hass hat auch online keinen Platz

Das Leben von Kindern und Jugendlichen findet zunehmend online statt. Vor Risiken wie Mobbing ist jedoch auch die
virtuelle Welt nicht sicher. Die 17-jährige Alma aus dem Kosovo hat sich mit SOS-Kinderdorf zusammengetan und klärt auf.

Alma und ihr Teamarbeiten jetzt schon mehrere Jahre an Projekten
gegen Cyberbullying. © Katerina Ilievska

Als Studentin im Gesundheitswesen ist die Unterstützung ihrer Mitmenschen eine Selbstverständlichkeit für Alma. Vor drei Jahren begann die damals 15-Jährige ihren Weg als Jugendfürsprecherin und hat sich seitdem im Bereich Kinderschutz weitergebildet – eine Initiative, die 2016 im Kosovo von SOS-Kinderdorf lanciert wurde. «Es ist unsere Verantwortung, Kindern und Jugendlichen zu helfen», sagt Alma entschlossen. Zusammen mit einer Gruppe Gleichgesinnter sensibilisiert Alma bis heute Kinder aus SOS-Kinderdörfern im Kosovo für ihre Rechte.

Dabei erkannte das junge Team schnell das grosse Interesse am Thema Cybermobbing, das in Zeiten von Home-Schooling und Corona durch die erhöhten Online-Aktivitäten von Kindern und Jugendlichen noch zunimmt. Unter Cybermobbing versteht man die Blossstellung, Beleidigung oder Bedrohung von Menschen über digitale Kanäle,  beispielsweise in Chats, Foren, Social-Media- Kanälen oder Mails. Im Gegensatz zu klassischem Mobbing in der Schule oder im Verein verfolgt Cybermobbing Betroffene bis nach Hause und bietet wenig Rückzugsmöglichkeiten.


Handlungsbedarf sah Alma also genug, als sie Ende November 2018 an einem vom Ombudsmann der Republik Kosovo organisierten Treffen mit Kindern und Jugendlichen aus dem ganzen Land teilnahm. «Ich hatte das Gefühl, für meine Generation zu sprechen, als ich sagte, dass wir unserer digital geprägten Welt unseren Sinn für Menschlichkeit verlieren. Wir müssen uns darauf konzentrieren, uns gegenseitig zu respektieren und zu helfen», erklärt Alma.

Mit ihrem Team und SOS-Kinderdorf entwickelte Alma im Anschluss eine Broschüre über Cybermobbing, die sich direkt an Kinder und Jugendliche richtet. Das Engagement und die Leidenschaft der Jugendlichen erregte auch über die Grenzen des Kosovos hinaus Aufmerksamkeit. So wurden sie wurden zur Teilnahme an einem von «UNICEF Innovation Lab» (=Innovations-Labor) organisierten Workshop eingeladen. Aus diesem ging das vierköpfige Team von SOS-Kinderdorf Kosovo als Gewinner hervor und erhielt einen Zuschuss für ihr dort erarbeitetes Projekt «Live & Let Live», sinngemäss «Leben und leben lassen». «Live & Let Live ist ein Projekt gegen Cybermobbing», erklärt Alma. «Es soll einerseits für das Thema sensibilisieren und andererseits den Schutz vor Cybermobbing fördern. Wir möchten Kinder und Jugendliche über ihre Rechte und Pflichten sowie bestehende Missstände altersgerecht aufklären.» 

Das Projekt lief sechs Monate lang und umfasste unter anderem das Training von Kindern und Jugendlichen zum Thema
Kinderschutz mit Schwerpunkt Cybermobbing, die diesbezügliche Aufklärung in drei Schulen, die Produktion einer Sensibilisierungsbroschüre und eines -videos gegen Cybermobbing sowie die Organisation eines runden Tisches mit Kindern und einem Cybermobbing-Experten. Ein eindrucksvolles Ergebnis, auf das Alma und ihr Team zurecht stolz sind. Schliesslich wurde das Projekt am ersten Juni 2019 auf der Zweiten Internationalen Konferenz für Kinderrechte, Gesundheit und Bildung in Pristina vorgestellt. «Live & Let Live» ist mittlerweile offiziell beendet, aber der Erfolg hat Alma und ihr Team zu neuen Ideen inspiriert. «Unsere Stimme wird immer lauter. Bald geht es weiter.» Wir können es kaum erwarten, von den neusten Plänen der jungen Menschen zu hören.

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