Lesotho - Schweiz

«So viele schöne Momente»


Der Schritt in die berufliche Selbstständigkeit verspricht, den eigenen Traum zu verwirklichen. Während in Lesotho fast jede*r Zweite diesen Weg geht, sind es in der Schweiz gerade mal 15 Prozent. Wir sprechen mit Freddy aus dem SOS-Jugendausbildungsprogramm in Lesotho und der Schweizerin Naëmi über ihren mutigen Weg.

Was war Ihre Motivation für den Schritt in die Selbstständigkeit?
Freddy: Mein Bruder ist auch Elektriker, und er ist mein Vorbild. Wir wohnen zusammen und seine beruflichen Fähigkeiten und finanzielle Unabhängigkeit haben mich motiviert, es ihm gleichzutun.
Naëmi: Ich habe immer Freude an leckeren und schön arrangierten Speisen und Buffets gehabt. Bei meinem vorherigen Arbeitgeber hatte ich jedoch nicht das Gefühl, mich verwirklichen zu können. So kam dann die Idee, es selbst zu probieren.

Wie viel Zeit mussten Sie in die Planung investieren?
F: Als Teil meines Ausbildungsprogramms bei SOS-Kinderdorf konnte ich die notwendigen Fähigkeiten für meine Branche erlernen. Im Juni 2021 habe ich mich selbstständig gemacht.
N: Etwa vier Monate. Die Grundidee von NASCH ist jedoch über Jahre organisch entstanden. Es hat mir schon als Kind grosse Freude bereitet, das Weihnachts- oder Osterzmorge schön anzurichten. Die Buffets haben sich dann während meines Studiums weiterentwickelt und wurden immer aufwendiger. Auch die meisten Dekoelemente meiner NASCH Buffets hatten sich bereits über Jahre hinweg angesammelt.

Welche behördlichen und rechtlichen Auflagen mussten Sie erfüllen?
F: Mein Geschäft ist noch recht klein, daher halten sich die Voraussetzungen aktuell noch in Grenzen.
N: NASCH ist als Einzelfirma im Firmenregister eingetragen und beim zuständigen kantonalen Laboratorium (Lebensmittelinspektorat) angemeldet. Dank meines Bachelors in International Hospitality Management entfiel das für die Eröffnung eines Caterings notwendige Wirtepatent.

Welchen Stellenwert haben Selbstständige Ihrem Empfinden nach in Ihrem Land?
F: In Lesotho geniessen Selbstständige einen sehr guten Ruf. Sie haben für sich selbst einen Arbeitsplatz geschaffen, und viele von ihnen ermöglichen auch anderen eine Anstellung. Ausserdem hängen Selbstständige nicht so stark von einem festen monatlichen Lohn ab. Je nach Branche und den Möglichkeiten am Markt generieren sie ihr Einkommen flexibler.
N: Grundsätzlich einen hohen. Man ist meinem Konzept mit viel Offenheit und Neugierde begegnet. 

Ihr bisher schönstes Erlebnis in der Selbstständigkeit?
F: Ich kann selbst über mein Einkommen bestimmten und muss nicht bis zum Monatsende darauf warten. Das ist ein befreiendes Gefühl.
N: Ui, das ist schwierig. Es gab und gibt so viele schöne Momente und Überraschungen. Es ist immer wieder erfreulich, wenn eine neue Idee überraschend guten Anklang findet. Aber auch die vielen schönen Rückmeldungen, Begegnungen und sogar Dankeskärtli bereichern meinen Alltag ungemein.

Wohin möchten Sie noch mit Ihrem Unternehmen?
F: Kurzfristig möchte ich mein Geschäft offiziell anmelden und hart arbeiten, um einen festen Kundenstamm zu gewinnen. Langfristig ist es mein Ziel, Jugendliche aus schwierigen Lebensumständen anstellen und ihnen eine Perspektive bieten zu können.
N: Ich möchte mich immer weiterentwickeln und kreative saisonale, regionale und nachhaltige Angebote entwickeln. Dabei möchte ich den direkten Kundenkontakt nicht verlieren: klein und fein bleiben, aber nie stillstehen.


Bilder: Freddy, 21, aus Lesotho. Selbstständig  seit einem halben Jahr im Bereich Elektroinstallationen.
Naëmi, 31 aus der Schweiz. Mit NASCH (nasch-catering.ch) seit zwei Jahren selbstständig im Bereich Catering.

Freddy während der Arbeit.

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