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Wie mache ich Kinder selbstständig?

Ohne Selbstständigkeit keine Unabhängigkeit: Aber wo verläuft die Grenze zwischen «zu sehr in Watte packen» und «zu viel Verantwortung»?

Vier Geschwister, die gemeinsam im SOS-Kinderdorf Mexikostadt aufwachsen. © Alejandra Kaiser

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    Warum ist Selbstständigkeit eigentlich so wichtig?

    Selbstständigkeit steht für das Vertrauen in sich selbst, den eigenen Platz in der Welt zu finden – bei gleichzeitiger Sicherheit eines beständigen Rückzugorts. Für Kinder und Jugendliche gibt es drei entscheidende Stationen, bei denen das Selbstständigsein plötzlich ein besonderes Gewicht einnimmt:
    – Eintritt in den Kindergarten
    – Einschulung
    – Schulwechsel
    Was wir oft mit Selbstständigkeit verbinden, die Volljährigkeit, ist eine willkürliche Zahl. Niemand wird über Nacht selbstständig, weil ein bestimmtes Alter erreicht wird. Viel mehr sind es die Erfahrungen der Heranwachsenden und die prägenden Erlebnisse, die die Selbstständigkeit fördern oder hemmen.

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    Drei Tipps für den Alltag, um Kinder selbstständig zu machen.

    Unterstützen Sie eigene Ideen, übertragen Sie altersgemässe Aufgaben und beziehen Sie Kinder schon frühzeitig in Entscheidungen mit ein. Aktive Teilnahme ist die Grundvoraussetzung, um ein gesundes Bewusstsein für das eigene Selbst und Verantwortung zu entwickeln. Davon unabhängig: Die perfekte Anleitung zur Selbstständigkeit gibt es nicht. Das Tempo für die eigene Selbstständigkeit geben die Kinder vor und keine scheinbaren Normen.

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    Gibt es typische Zeichen, dass Kinder sich mit bestimmten Aufgaben noch nicht wohlfühlen?

    Für eine gesunde Entwicklung ist zu viel und zu frühe Verantwortung ebenso schädlich wie Überbehütung. Wenn Kinder immer wieder hilfesuchend zu Mama und Papa schauen oder erfolglose Versuche zu Frustration führen, ist es wichtig, einzuschreiten.

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    Von der anderen Seite betrachtet: Wie erleichtert man Eltern das Loslassen?

    Interessant ist, dass viele Eltern in bestimmten Bereichen sehr früh die Kontrolle abgeben: zum Beispiel bei der Mediennutzung. Dort wäre eine engere Begleitung aber ratsam. Im Alltag loszulassen, fällt hingegen vielen Mamas und Papas verständlicherweise schwer. Besonders spürbar und gefordert wird dieses Loslassen bei den genannten Umbrüchen wie Kindergarten, Schule oder Auszug. Sich auf diese grossen Veränderungen mit kleinen Schritten vorzubereiten, also den Kindern und Jugendlichen mehr Raum für sich zu geben, ist wichtig. Denn ebenso wie Selbstständigkeit erfordert Loslassen vor allem zwei Dinge: Übung und Vertrauen.

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