WELTWEIT

VOM TRAUM IN DIE WIRKLICHKEIT

Mania und Ranjata trennen knapp 7'000 Kilometer. Was die beiden jungen Frauen aus Malawi und Nepal eint? Der Traum vom eigenen Geschäft. SOS-Kinderdorf half ihnen dabei, ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen.

Vor zwei Jahren verliess die damals 17-jährige Mania das SOS-Kinderdorf Blantyre in Malawi, um mit ihren Grosseltern zusammenzuziehen. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit in ihrem ursprünglichen Heimatdorf Chikhwawa im Süden des Landes, meldete sich Mania erneut für die Schule an und hoffte, bei den anstehenden nationalen Prüfungen gut abzuschneiden. Doch es kam anders als gedacht. Für ihr Alter recht gross gewachsen, war dies leider Grund genug für ihre Klassenkameraden, sie zu hänseln. Mania fühlte sich mit jedem Tag unwohler, ihre Hemmungen zur Schule zu gehen, wuchsen. Vermehrt liess sie den Unterricht ausfallen, bis sie letztlich die Schule abbrach. «Es fiel mir wirklich schwer. Schon ewig habe ich mir gewünscht, Krankenschwester zu werden. Ich wollte anderen die Freundlichkeit und Güte zurückgeben, die ich bei meiner SOS-Familie erfahren hatte.»

Mania war sich bewusst, wie wichtig ein neues Ziel für sie sein würde. Das Älterwerden machte auch vor ihren Grosseltern nicht halt, und sie würden nicht mehr ewig für sie und ihre beiden jüngeren Geschwister sorgen können. Ihre SOS-Kinderdorf-Familie aus Blantyre empfahl ihr, sich für eine Berufsausbildung zu bewerben – Mania entschied sich kurzerhand für die Friseurinnenlehre. Wenige Wochen später begannen ihre ersten Coiffurestunden in einem Salon. Ihr rascher Fortschritt und ihr Talent beeindruckten nicht nur ihre Lehrerin, sondern motivierten auch Mania. Dauerwellen legen, Zöpfe flechten, Typberatung und professionelle Pflege gingen ihr so leicht von der Hand, als hätte sie nie etwas anderes gemacht.
In ihrem Salon schwingt Mania Kamm und Schere.




Am Ende ihrer Ausbildung schenkte ihr SOS-Kinderdorf ein Starterset mit einem Föhn, einem Glätteisen, einem Spiegel, Stühlen, einem Waschbecken, Handtüchern und Accessoires. Der Eröffnung von Manias eigenem Salon stand nichts mehr im Weg. «Mittlerweile läuft das Geschäft richtig gut. Die Leute kommen in Scharen zu mir», erzählt Mania  erleichtert. Ihr monatliches Einkommen beläuft sich derzeit auf 65 Franken, was bereits deutlich über dem nationalen Durchschnitt liegt. Von ihrem Ersparten erfüllte sich Mania einen grossen Traum: ihr eigenes Stück Land. Dort lebt sie nun in ihrem eigenen Haus. Sie hat sich eine Kuh, vier Ziegen und ein Schwein gekauft und ist heute dank ihrem Einkommen und ihrem Besitz in der Lage, sich um ihre Grosseltern und Geschwister zu kümmern.

ERFOLGSHUNGER

Ranjata aus Nepal geht selbstbewusst ihren Weg zur erfolgreichen Geschäftsfrau.

«Meine SOS-Familie hat mich mit allen Fähigkeiten ausgestattet, die ich brauche, um meine Ziele zu erreichen.» Ranjata

Mit sieben Jahren kamen Ranjata und ihre beiden Geschwister in das SOS-Kinderdorf Bharatpur in Nepal, nachdem ihre Mutter gestorben war und ihr Vater sie nach der Heirat mit einer neuen Frau verlassen hatte. «Meine SOS-Familie hat mich mit allen Fähigkeiten ausgestattet, die ich brauche, um meine Ziele zu erreichen. Ich bin in einer liebevollen und sicheren Umgebung aufgewachsen und habe früh gelernt, mich um jüngere Kinder zu kümmern und älteren Menschen Respekt zu zeigen. Die Zeit im SOS-Kinderdorf hat mein Selbstbewusstsein definitiv gefördert.» Nach dem erfolgreichen Abschluss ihres Bachelorstudiums hatte Ranjata Lust, ihr eigenes Geschäft zu gründen. Dabei kam der jungen Frau ihr analytisches Talent zugute. Sie nahm sich Zeit, die Bedürfnisse der Menschen aus Bharatpur zu ergründen. Aufgrund der daraus erlangten Erkenntnisse und unterstützt von ihrer SOS-Familie investierte sie in die Eröffnung eines Restaurants. «Belna», so der Name des Restaurants, erfreut sich regional mittlerweile schon äusserst grosser Beliebtheit. Ranjata ist stolz darauf und arbeitet täglich dafür, ihr Geschäft weiterzuentwickeln. Geht es nach ihr, dürfte die Eröffnung eines zweiten «Belna» in einer anderen Stadt in nicht allzu ferner Zukunft liegen.

Ein vernichtender Funke