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Vorurteilsfreie Erziehung: wie?

Vorurteile sind der Nährboden für Diskriminierung. Sie betonen scheinbare  Differenzen und lenken von der grössten Gemeinsamkeit ab: dem Menschsein.  Wir geben Tipps, damit Vorurteile schon bei der Erziehung in der Schublade bleiben.

© Alea Horst: Je früher Kinder für Vorurteile sensibilisiert werden, desto nachhaltiger ist die Wirkung.

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Vielfalt statt Einheitsbrei

Kleine Gesten und gemeinsame Erlebnisse machen einen Unterschied in der Entwicklung von Kindern. Altersgerechte Dokumentationen, Bücher und Filme, die explizit oder indirekt Toleranz fördern, sind grundsätzlich empfehlenswert. Bringen Sie Kinder über Musik, Kulinarik oder Geografie mit anderen Kulturen in Berührung. So zeigen Sie auf spielerische Art, wie bunt unsere Welt ist. Nicht zu vergessen: Kreativität. Erzählen Sie eine Geschichte einmal aus einer anderen Perspektive, etwa von einer Prinzessin, die einen Prinz rettet. Vielfältige Rollenerfahrungen verändern die Wahrnehmung von Kindern positiv: Anderssein erscheint nicht mehr negativ, sondern wird als ein spannendes Mosaik eines grossen Ganzen gesehen.

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Selbstreflexion statt Finger heben

«Wer ohne Vorurteile ist, werfe den ersten Stein.» Bei dieser Ansage bleiben die meisten Steine unberührt liegen. Dabei lohnt es sich, die eigenen Denkmuster zu analysieren. Während unseres Aufwachsens, durch unsere Erfahrungen und unser Umfeld entstehen Vorurteile fast automatisch. Wichtig ist es, sich die eigenen blinden Flecken bewusst zu machen und die eigene Wahrnehmung zu hinterfragen. Wenn wir uns selbst immer wieder in Selbstreflexion üben, geben wir dies auch an unsere Kinder weiter.
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Aufklärung statt Verharmlosung

Um mit Vorurteilen aufzuräumen und Diskriminierung zu erkennen, ist es hilfreich, konkrete Fälle zu benennen. Machen Sie Kinder auf problematische Ausdrücke und Bilder aufmerksam. Umgekehrt gilt auch: Wird ein Kind selbst Opfer von Diskriminierung oder muss sich mit Vorurteilen auseinandersetzen, seien Sie eine emotionale Stütze und reden Sie offen über das Erlebte. Damit stärken Sie Kinder für die Zukunft und zeigen zugleich, wie wichtig Empathie ist.
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Machen statt reden

So unverzichtbar Aufklärung und Gespräche auch sind, persönliche Erfahrungen prägen mindestens genauso stark. Ermutigen Sie Kinder, sich für einen guten Zweck einzusetzen. Das kann beispielsweise eine kleine Spendenaktion sein für Kinder, die weniger haben. Wichtig dabei: Beziehen Sie Kinder bei der Planung und Auswahl mit ein, und lassen Sie deren Fantasie freien Lauf.
28%
... der Schweizer Bevölkerung haben sich
bereits als Opfer von Diskriminierung empfunden.
Quelle: BfS, Erhebung zum Zusammenleben in der Schweiz, 2018
33%
... der Befragten fühlen sich von als «anders» empfundenen Menschen gestört.


Wann ist ein Mann ein Mann?