Nepal

Aussergewöhnlich normal

Menschen mit Beeinträchtigungen haben die gleichen Träume und dasselbe Recht auf  eine Zukunft wie alle anderen auch. Im SOS-Kinderdorf Jorpati in Nepal finden betroffene Kinder wie der zwölfjährige Madhav ein Zuhause, das sie in ihrer Entwicklung unterstützt.

Der Weg zur Toilette war für Madhav eine der grössten Veränderungen, als er vor vier Jahren ins SOS-Kinderdorf Jorpati zog. Sein ursprüngliches Zuhause lag in einer äusserst abgelegenen Region Nepals, die für ein Kind im Rollstuhl die denkbar schlechtesten Voraussetzungen bietet. Die Gegend ist vieles, aber nicht barrierefrei. Auch deshalb waren seine Eltern im Alltag oft überfordert und hatten das Gefühl, seinen Bedürfnissen nicht gerecht zu werden.

Schon der Gang zur Toilette stellte durch an- und absteigende, äusserst enge Gassen eine unvorstellbare Anstrengung dar, und das mehrmals am Tag. Nach ausführlichen Beratungen mit den Mitarbeitenden des SOS-Kinderdorfs entschied sich seine Familie deshalb, ihn in die Obhut des Hilfswerks zu geben und seine Entwicklung bestmöglich zu fördern. Seine Eltern und Geschwister besuchen ihn regelmässig und freuen sich, wie wohl er sich in seinem neuen, zweiten Zuhause fühlt.

Im SOS-Kinderdorf Jorpati hat Madhav viele neue Freunde gefunden.

Madhav hat sich auch bereits eine neue Routine angewöhnt: «Nach dem Aufstehen mache ich eine morgendliche Spazierfahrt in meinem Rollstuhl, bete, und trinke anschliessend Tee.» Danach gehören der Schulbesuch und die täglichen physiotherapeutischen Übungen zu seinem Pflichtprogramm. Ab vier Uhr nachmittags heisst es dann: Freizeit. Am liebsten spielt Madhav mit seinen Freunden. Darüber hinaus ist er begeisterter Computerspieler.

Für seine Zukunft bestehen bereits feste Pläne. Nach der zehnten Klasse setzen sich seine SOS-Betreuerinnen und -Betreuer mit ihm und seiner Familie zusammen, um Madhavs Wünsche zu besprechen. Auch eine permanente Rückkehr zu seiner Familie wird dann einfacher sein. Der geplante Ausbau von Strassen und die Verbesserung der Infrastruktur in seinem Heimatort durch die Gemeinde im kommenden Jahr ermöglichen ihm endlich auch dort einen angemessenen Zugang zu sanitären Anlagen, zur Schule und einen leichteren Alltag. Seine Vorstellung fasst Madhav klar und in wenigen Worten zusammen: «Ich möchte ein guter Mensch sein. Und später Arzt oder Ingenieur werden.»